Eine repräsentative Verbraucherstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Sicherheitslage von Internetnutzern in Deutschland so schlecht ist wie nie in den vergangenen 10 Jahren. Für die Studie hatte der Verein „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN), bereits 2006 von der damaligen Bundesregierung „als Partner von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft“ gegründet, Informationen über Sicherheitsvorfälle im Internet, zum Bedrohungsgefühl von Internetnutzern sowie zum Stand von individuellen Kenntnissen über Schutzmöglichkeiten gegen Internetkriminalität ermittelt. Laut des „DsiN Sicherheitsindex 2023“ hat sich das Verhältnis zwischen der Bedrohungslage von Internetnutzern und ihrem Schutzniveau noch nie so ungünstig dargestellt wie in diesem Jahr. Die Studie, die auf einer repräsentativen Verbraucherbefragung beruht, wird seit 2014 jährlich veröffentlicht.
Hauptgrund für die negative Entwicklung, so die beteiligten Wissenschaftler, ist der steile Anstieg von IT-Sicherheitsvorfällen um mehr als 11 Indexpunkte. Die Zahl der Cyberangriffe auf Nutzer in Deutschland hat sich damit um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Gegenüber Pressevertretern räumte DsiN-Geschäftsführer Michael Littger ein: „Ein Trend aus dem vergangenen Jahr hat sich beschleunigt. Wir hatten mit einer Zunahme gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung.“ Die Zunahme erstrecke sich auf alle digitalen Dienste und Technologien, von Phishing-Angriffen über das Versendung von Anhängen, die mit Schadenssoftware infiziert sind, bis zu E-Mails mit schädlichen Weblinks sei ein Anstieg von Sicherheitsvorfällen zu verzeichnen.
Mittlerweile wüssten Nutzer zwar etwas besser über Cyber-Risiken Bescheid und auch ihr Sicherheitsverhalten habe sich leicht verbessert, das genüge allerdings nicht, „um den immens gestiegenen Sicherheitsvorfällen zu begegnen“, heißt es in der Studie weiter. Besonders alarmierend sei, dass die Menschen trotz der Zunahme von Cyberangriffen im Nutzeralltag nicht etwa ängstlicher oder skeptischer reagieren als zuvor. Im Gegenteil: Der Indexwert für das Bedrohungsgefühl der Nutzer ist um 24 Prozent gesunken. Bis letztes Jahr habe die gefühlte Verunsicherung der Nutzer stärker zulegt als die Cyber-Bedrohung, so Littger. Für die Trendumkehr nennt er als mögliche Gründe unter anderem eine gewisse „digitale Erschöpfung … bis hin zu einer fatalistischen Haltung“ gegenüber Cyber-Angriffen. Unternehmen sollten dringen in Bezug auf ihre Mitarbeiter die richtigen Schlüsse daraus ziehen und über die Notwendigkeit informieren, weiter bei allem wachsam zu bleiben, was mit der Internetnutzung zu tun hat.